Die soziokulturelle Dimension der Freiraumplanung
Den alltäglichen Austausch fördern
Doch wie steht es um die soziokulturelle Dimension der Freiraumplanung? Insbesondere in einer Ära, die von einer Abfolge an Krisen und geopolitischen Spannungen geprägt ist, gewinnen öffentliche Räume und ihre Funktion zunehmend an Bedeutung. Parks, Plätze und andere öffentliche Bereiche dienen nicht nur als Kulisse des städtischen Lebens und Orte der Erholung, sondern fungieren auch als Plattformen für soziale Interaktion und Gemeinschaftsbildung. Die bewusste Gestaltung dieser Räume kann maßgeblich zur Stärkung sozialer Bindungen und Förderung eines gemeinschaftlichen Zusammenhalts beitragen.
Unser Ziel soll es sein, inklusive Umgebungen zu gestalten, die den alltäglichen Austausch fördern. Wo Menschen verschiedener Hintergründe zusammenkommen, Ideen und Erfahrungen austauschen, neue Inspirationen gewinnen und wieder in den Dialog treten können. Durch diese Begegnungen erkennen wir, dass es nicht nur „die anderen“, sondern auch ein gemeinsames „uns“ an den sozial gestalteten Plätzen gibt.
Freiräume für Vielfalt und Diversität
Begegnungsräume, die unterschiedliche Menschen einladen, können zudem dazu beitragen, soziale Ungleichheiten zu verringern, indem sie allen Bewohnerinnen und Bewohnern einer Stadt gleiche Chancen bieten, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Daher ist es bei der Planung solcher Räume wichtig, die verschiedenen Bedürfnisse und Interessen zu beachten, um sicherzustellen, dass sie für alle zugänglich und nutzer*innenfreundlich geschaffen werden. Dies bedeutet unter anderem, öffentliche Plätze und Grünflächen so auszuformulieren, dass sie vielfältige Aktivitäten ermöglichen und gleichzeitig Rückzugsmöglichkeiten für jene bieten, die es ruhiger mögen. Darüber hinaus ist es wichtig, barrierefreie Zugänge zu schaffen und die Bedürfnisse Benachteiligter einzubeziehen.
Um sicherzustellen, dass alle Menschen gleichermaßen am sozialen Freiraum teilhaben können, ist eine Planung erforderlich, die sich an vulnerablen Gruppen orientiert und ihren Bedürfnissen ausreichend Aufmerksamkeit schenkt. Ziel ist es, die Vielfalt der diversen Bedürfnisse aller Mitglieder der Gesellschaft ausgewogen zu berücksichtigen und das Bewusstsein für Gemeinschaft und Toleranz zu stärken, anstatt individuelle Interessen in den Vordergrund zu stellen. Die Mitwirkung an soziokulturellen Begegnungsräumen sollte unabhängig von Geschlecht, sozialer oder ethnischer Herkunft, Alter, Identität oder familiärer Rolle allen Bewohnerinnen und Bewohnern gleichermaßen ermöglicht werden. Durch diesen Ansatz können strukturelle Ursachen gesellschaftlicher Benachteiligung aufgebrochen, Ungleichheiten ausgeglichen und die Stadt sowie ihre Gesellschaft insgesamt gestärkt werden.
BIOGRAFIE
René Rheims ist studierter Landschaftsarchitekt und Büroinhaber von KRAFT.RAUM. Das Büro ist mit Standorten in Düsseldorf, Esslingen und Hamburg vertreten. Für die Neugestaltung des Marktplatzes in Willich wurde KRAFT.RAUM mit dem polis award 2020 ausgezeichnet.